Sümpfen (z. B. des havelländischen Luches, b. H. Sumpfes) verwenbete er ebenfalls bebeutenbe Summen. Viele Städte und Dörfer, die in dem dreißigjährigen Kriege gelitten und sich noch nicht roieber erkolt hatten, würden wieber ausgebaut. Mit der Abschaffung der Leibeigenschaft begann der König ebenfalls, zunächst auf den Staatsgütern. vorzugehen. Auch durch neue Ansiebler suchte er sein Land mehr zu bevölkern. Als der Erzbischof von Salzburg von dem selten mehr zur Anwenbung kommenben, aber noch zu Recht beftehenben Grunbsatz: cuius regio, eius religio Gebrauch machte und feine protestantischen Unterthanen zwang, das Erzbistum zu verlassen (1732), nahm der König die Vertriebenen bereitwillig in seinem Laube auf und siebelte sie in dem durch anflecfenbe Krankheiten entvölkerten Ostpreußen und in der Neumark an. Er gab ihnen alles, was sie zu ihrer Einrichtung und zur Begrünbung eines neuen Heims brauchten.
Nicht weniger war der König um Hebung der Gewerbthätigkeit in seinem Lande besorgt. Er bestimmte, daß das Heer alle Waffen, sowie Bekleibungs- und Ausrüstungsgegenstände aus inlänbifchen Fabriken beziehen sollte, und brachte es soweit, daß bies in der That möglich würde. Um die einheimische Gewerbthätigkeit zu heben, verbot der
König die Einführung frember Waren, befonbers frember Tuche und Wollwaren.
Auch auf Vermehrung der Staatseinnahmen durch neue birekte Steuern war der König bebacbt und zwang auch den Adel zur Steuerzahlung. Als sich die abeligen Herren in einer schriftlichen Eingabe über Zu hohe Steuern beklagten, erfolgte von dem König, der keinen Wiber-sprach vertragen konnte, ein harter Bescheib, in dem es hieß: „Der Junker Autorität wirb ruiniert werben: ich stabiliere die Souveränität wie einen rocher von bronce." (Diese Antwort ist zugleich ein Zeugnis für das Frembwörterunwefen, das bamals in der beutfchen
Sprache Herrschte.)
4. Seine Hauptforge wanbte Friedrich Wilhelm I. dem Heere zu, das unter feiner Regierung von 38 Ooo Mann bis auf 85 000 Mann vermehrt würde. Nicht nur die Zahl der Truppen vermehrte der „Soldatenkönig" bebeutenb, fonbern er sorgte auch unablässig für gute Bewaffnung , Bekleibung und Ausbilbung berfelben. Hierbei leistete ibm befonbers der Fürst Leopolb von Dessau, der „alte Deffauer", der den eisernen Labestock, das Bajonett und den Gleichschritt einführte, große
Dienste. Derselbe staub lange in Halle in Garnison, wo er ebenso wie
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— 23 —
Österreich und das Weich zur Zeit Friedrichs des Großen.
Wre fick die deutschen Fürsten früher Ludwig Xiv. zum Vorbild «genommen, so ahmten in dieser Zeit viele Friedrich dem Großen nacb. Sie begeisterten sich für seinen Grundsatz, daß der König der erste Diener seines Staates sei, und waren selbstlos für das Wohl ihrer Staaten thätig. Hebung des Wohlstandes und der materiellen Hilfsquellen des Landes, Abstellung von Mißbrauchen, Beförderung der Bildung waren ihr Ziel. Freilich artete die Vorliebe für das Heerwesen, worin sie ihrem Vorbilde nachahmten, bei manchen kleineren Fürsten in leere Soldaten-spielerei aus, andere zogen daraus auch persönlichen Vorteil, indem sie ihre Heere gegen hohe Geldentschädigungen in den Dienst fremder kriegführender Mächte stellten, wie z. B. in Württemberg und Hessen geschah. Dagegen wurde von einigen kleineren Fürsten unendlich viel gethan in -er Pflege der Dichtkunst und der Fürsorge für ihre Vertreter. Besonders der freimütige und für Kunst und Wissenschaft begeisterte Herzog Karl August von Weimar sammelte an seinem Hofe die bedeutendsten Dichter feiner Zeit und wirkte anregend und fördernd aus ihre Thätigkeit ein. Wieland und Herder, Goethe und Schiller fanden an dem Musen sitz von Weimar freundliche Aufnahme; durch sie wurde der kleine Staat der Mittelpunkt des geistigen Lebens in Deutschland. Maria Theresia (1740—1780), bis an ihr Lebensende Friedrichs erbitterte Feindin, nahm sich doch in vieler Beziehung ihn zum Vorbild. Sie ordnete das Heerwesen neu, hob die Erträgnisse des Landes und stellte in der Verwaltung eine größere Einheit her. Durch ihre Sorge für das leibliche Wohl ihrer Unterthanen und durch Unterstützung der ärmeren Klassen wurde sie bei ihrem Volke beliebt; sie hat mehr für dasselbe gethan als die meisten ihrer Vorfahren. Auch der Rechtspflege wandte sie ihre Sorge zu; unter anderen hat sie die Folter abgeschafft. In dem österreichischen Erbfolgekriege hat sie ihren zahlreichen Gegnern mit Glück Widerstand geleistet und nur an den mächtigsten derselben einen Teil ihres Reiches verloren. In dem siebenjährigen Kriege zeigten die österreichischen Heere große Tapferkeit und wurden von tüchtigen Generälen wie Daun und Laudon geführt. Sie nahm ihren Sohn Joseph Ii. zum Mitregenten an, gewährte ihm aber wenig Einfluß.
Joseph Ii., seit 1765 deutscher Kaiser, feit 1780 alleiniger Herrscher von Österreich, gestorben 1790, war wißbegierig und begabt, hochgebildet und vom besten Willen beseelt. Er war ein Verehrer Friedrichs des
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Extrahierte Ortsnamen: Württemberg Hessen Weimar Deutschland Daun
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ruhmlos erloschenen so sehr, daß sie fast nur den Namen mit demselben gemeinsam haben. Während der frühere Kaiser als Erbe und Nachfolger des römischen Kaisers nach der Weltherrschaft und zunächst nach dem Besitz von Italien streben mußte und im Kampf darum die heimischen Interessen vernachlässigte, ist das neue Reich ein nationaler Staat, in welchem die Wohlfahrt des deutschen Volkes allein in erster Linie maßgebend ist. Während das alte Reich ein Wahlkönigtum war, und von den Wählern ost um ihrer eigenen Machtstellung willen ein Kaiser, der keine wirkliche Macht hinter sich hatte, gewählt wurde und vor jeder Wahl durch besondere Wahlkapitulationen für die Fürsten zum Schaden des Ganzen neue Vorrechte festgesetzt wurden, ist im neuen Reiche die Kaiserwürde erblich in dem Fürstenhause, dessen Staat nach Größe und Bevölkerungszahl allein zwei Drittel des ganzen Reiches umfaßt. Während im alten Reiche nur eine Vertretung der einzelnen Staaten auf dem Reichstage stattfand, giebt es im neuen Reiche neben dem Bundesrate auch eine Vertretung des deutschen Volkes
Wikßelm I., der Hroße, Deutscher Kaiser (1871—1888).
Kaiser Wilhelm I. war, nachdem er das große Werk der Einigung der deutschen Stämme und der Wiederherstellung eines Deutschen Reiches vollbracht, noch eine lange segensreiche Regierung im Frieden vergönnt. Daß der Friede erhalten blieb, ist vor allem dem Umstande zuzuschreiben, daß Preußen und das mit ihm verbundene Deutschland in den Kriegen von 1864, 1866 und 1870—71 sich seinen Gegnern so bedeutend über-legen gezeigt hatten und auch weiter bemüht blieben, die Heeresmacht so zu verstärken, daß sie den Feinden Achtung und Besorgnis einflößte. Die Volksvertretung kam fortan dem Verlangen des Kaisers und seiner Ratgeber nach weiterer Vermehrung des Heeres (1881 und 1887) bereitwillig nach. Nächstdem aber ist die Erhaltung des Friedens der weisen Staatskunst des Reichskanzlers Fürsten Bismarck zu danken, von dem sich Kaiser Wilhelm trotz mehrerer Entlassungsgesuche des Staatsmannes bis an sein Lebensende nicht trennte. Frankreich betrieb mit Eifer und Thatkraft seine militärische Herstellung und wäre bei seinem Rachegelüst zum Losschlagen gern bereit gewesen, wenn es Bundesgenossen gefunden. Dies hinoerte aber Fürst Bismarck, indem er die andern Staaten von den friedlichen Absichten Deutschlands überzeugte und zur Aufrechterhaltung des Friedens mit ihnen Bündnisse soß. Bei den guten Beziehungen, die er stets mit Rußland unterhalten hatte, und dank der weisen Mäßigung,
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Kaiser_Wilhelm Wilhelm Fürst_Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Frankreich Deutschlands
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König Ludwig Ii. von Bayern, aus und fand überall Anklang. König Wilhelm nahm das Anerbieten, daß der neue Bund den Namen des Deutschen Reiches, er selbst als sein Oberhaupt den Titel des „Deutschen Kaisers" führen möge, an. Am 18. Januar, dem Jahrestage der Krönung des ersten Königs von Preußen, fand in dem Schlosse zu Bersailles die feierliche Proklamierung König Wilhelms zum Deutschen Kaiser statt. In einer Ansprache an das deutsche Volk verkündete der König, daß er die kaiserliche Würde annehme „in dem Bewußtsein der Pflicht, den Frieden zu wahren und die Unabhängigkeit Deutschlands zu schützen, und in der Hoffnung, daß es dem deutschen Volke vergönnt sein möge, den Lohn feiner heißen Kämpfe in dauerndem Frieden zu genießen; ihm aber und feinen Nachfolgern möge Gott verleihen, allzeit Mehrer des Reiches zu fein, nicht in kriegerischen Eroberungen, sondern m den Werken des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung."
Die Verfassung des Norddeutschen Bundes war maßgebend für diejenige des neuen Deutschen Reiches. Die süddeutschen Staaten erhielten eine ihrer Bedeutung entsprechende Zahl von Stimmen im Bundesrat, Bayern als der zweitmächtigste Staat z. B. sechs. Die Zahl der Stimmen im Bundesrat wuchs dadurch aus 58. Auch Süddeutschland wurde in Reichstagswahlkreise in der Art eingeteilt, daß auf je 100 000 Einwohner ein Reichstagsabgeordneter kam. Seit 1874 ist auch das Reichsland Elsaß-Lothringen im Reichstag vertreten, nicht aber im Bundesrat. Es wird durch einen vom Kaiser ernannten Statthalter regiert. In einigen wenigen Punkten wurden den süddeutschen Staaten Vorrechte gewährt.
Bayern und Württemberg erhielten selbständige Post- und Tele-graphen-Verwaltung, auch blieben Bayern einige Steuern vorbehalten, sowie die Vertretung durch eigene Gesandtschaften. Die militärischen Hoheitsrechte der Bundesfürsten sind durch Militärkonventionen in der Weise geordnet, daß die kleineren Kontingente ganz in der preußischen Armee aufgehen und nur den Königreichen die eigene Verwaltung ihres Heerwesens durch besondere Kriegsministerien überlassen bleibt. Auch hier wurden Bayern die meisten Vorrechte zugestanden. Sein Heer tritt erst im Mobilmachungsfall unter den Befehl des Kaisers; doch darf derselbe in Friedenszeiten im Einverständnis mit dem König von Bayern sich durch Besichtigungen über den Zustand des Heeres unterrichten.
Das neue deutsche Kaisertum unterscheidet sich von dem i. I. 1806
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Ii Ludwig Wilhelm Wilhelms
— 93 —
jubiläum, endlich gar 1887 seinen neunzigsten Geburtstag. Er erlebte nicht nur die Hochzeit seines Enkels, unsers jetzigen Kaisers, sondern sah auch noch Urenkel aus diesem Bunde heranwachsen. „Hurra, vier Kaiser", ries der greise Herr aus, als ihm die Geburt seines Urenkels, des jetzigen Kronprinzen, gemeldet wurde. Am 9. März 1888 starb der große Kaiser, wenige Tage vor dem vollendeten 91. Lebensjahre. Allgemein war, weit über die Grenzen des Vaterlandes hinaus, die Teilnahme, als er aus seinem thatenreichen Leben abberufen wurde.
Leider war der Lebensabend Kaiser Wilhelms I. von trüben Sorgen nicht frei. Sein einziger Sohn, der Kronprinz Friedrich Wilhelm, der Sieger von Königgrätz und Wörth, erkrankte an einem bösartigen Halsleiden, dem gegenüber sich die Kunst der ihn behandelnden Ärzte machtlos erwies. Schwer leidend suchte er vor dem rauhen deutschen Winter in Italien eine Zuflucht. Hier traf ihn die Nachricht von dem Tode seines Vaters. Todkrank eilte er nach Berlin, um die Pflichten der Regierung zu übernehmen. Nach kaum lootägiger Regierung erlöste ihn der Tod von seinen Leiden.
Wilhelm Ii., Deutscher Kaiser, König von Preußen (feit 1888).
Kaiser Wilhelm Ii., der am 15. Juui 1888 den Thron seiner Väter bestieg, ist geboren am 27. Januar 1859. Seine Schulbildung empfing er auf dem Gymnasium zu Kassel : später besuchte er die Universität zu Bonn. Mit regem Eifer widmete er sich, wie alle Hohenzollern, dem Dienst im Heere. Im Jahre 1881 vermählte er sich mit Auguste Viktoria, einer Prinzessin von Schleswig-Holstein-Augustenburg. Sechs Prinzen und eine Prinzessin sind diesem Bunde entsprossen. Als Wilhelm Ii. zur Regierung gelangte, erklärte er in der Thronrede, daß er seinen erlauchten Großvater als sein Vorbild in seiner Herrscherthätigkeit ansehe. Wie dieser ist er ein Hort des Friedens und unterhält mit allen Nachbarn, selbst mit dem noch immer grollenden Frankreich gute Beziehungen. Dabei ist aber die Wehrkraft des Landes nicht vernachlässigt worden: mehr als bisher wurde der Marine Fürsorge
zugewandt. Auch das Landheer erfuhr 1893 eine neue Vermehrung; es wurde zugleich an Stelle der bisherigen dreijährigen Dienstzeit beim stehenden Heere für die Fußtruppen eine zweijährige Dienstzeit festgesetzt. Seine Hauptsorge wandte der Kaiser dem weiteren Ausbau der socialpolitischen Gesetzgebung zu. Das Gesetz über die Alters- und Jnvaliditäts-versichernng vom Jahre 1889 sichert jedem Versicherten nach fünfjähriger
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms_I. Wilhelms_I. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Wilhelm Wilhelm Auguste_Viktoria Schleswig-Holstein-Augustenburg Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Italien Berlin Bonn Frankreich
— 14 —
genannt, einen Dreifuß, welcher über einem Felsenspalte aufgestellt war. Da aus diesem betäubende Dünste aufstiegen, so geriet die Pythia sofort in einen Zustand der Verzückung und begann, unverständliche Laute und abgebrochene Worte auszustoßen, welche von den umstehenden Priestern gedeutet und in Versform aufgezeichnet wurden. Oft ging der Orakelspruch genau in Erfüllung; ebenso oft aber war die Antwort doppelsinnig. Das bekannteste Beispiel dieser Art ist der Omelfpruch, den König Krösus von Lydien erhielt (vgl. § 10, 3 a). /f^f
Bis in die römische Kaiserzeit stand das delphische Orakel bei Griechen und Römern in hohem Ansehen. Nicht bloß Privatpersonen, sondern auch Städte und Fürsten fragten es um Rat und beschenkten es reichlich, so daß sich in der Schatzkammer des Gottes ein unermeßlicher Reichtum ansammelte^
2. Verfassung.
1. Königtum. In jedem der zahlreichen kleinen Staaten regierte ein König. Er war der oberste Richter, brachte die Opfer im Namen des Staates dar und führte den Oberbefehl im Kriege. Ein ausgedehnter Grundbesitz und zahlreiche Herden waren sein eigen; von jeder Kriegsbeute erhielt er einen Ehrenanteil, und außerdem hatte er Anspruch auf freiwillige Geschenke seitens des Volkes. Das Scepter vererbte sich in der Regel auf den ältesten Sohn; zuweilen aber teilte der sterbende König sein Reich unter seine Söhne.
2. Adel. Neben dem Könige standen die Edlen oder Ältesten. Sie bildeten in allen wichtigen Fragen, besonders auch bei den Gerichtssitzungen auf dem Marktplatze, den Beirat des Herrschers. Im Kriege stritten sie als Vorkämpfer des Heeres. Auch sie hatten großen Grundbesitz.
3. Die Freien. Das Volk war frei und durfte bei den Beratungen des Königs und der Ältesten zugegen sein, ohne jedoch auf die Entscheidung Einfluß zu besitzen. Auf Befehl des Königs mußte jeder Waffenfähige in den Krieg ziehen.
4. Die Sklaven. Alle im Kriege erbeuteten Gefangenen, Männer, Frauen und Kinder, wurden Eigentum des siegreichen Königs und seiner Edlen. Da auch ihre Nachkommen unfrei waren, so wurde die Zahl der Sklaven in allen griechischen Staaten schon im Heldenzeitalter erschreckend groß. Ihre Behandlung war im allgemeinen eine menschliche; doch hatte der Herr unumschränkte Gewalt über Leben und Tod seiner Sklaven.
5. Volkswirtschaft.
1. Ackerbau und Viehzucht ernährten den größten Teil des Volkes. In allen Teilen des Landes boten gutbewässerte Gebirgsweideu den Schaf-
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waren, sondern auch, durch boshafte Verleumdungen veranlaßt, ihre Mutter verfolgten. In dieser schweren Prüfung ließ Mathilde nicht ab, für ihre Söhne zu beten. Gott gewährte ihr daher auch die Gnade, daß sie die Einigung und reumütige Bekehrung jener noch erlebte.
Als Mathilde ihr Ende herannahen fühlte, legte man sie nach ihrem Befehl auf eine Bußdecke, die auf dem Boden ausgebreitet war. „Ein Christ," sagte sie, „muß sein Leben im Bußkleide und in Asche endigen." Sie bestreute ihr Haupt mit Asche, machte das hl. Kreuz und entschlief dann sanft und selig. In Quedlinburg wurde sie neben ihrem Gemahl begraben.
1. Seine Krönung. Heinrichs Nachfolger war sein Sohn Otto I., zubenannt der Große. Er war schon zu seines Vaters Lebzeiten zum Könige gewählt worden. Alle Fürsten, Grasen und Großen des Reiches wurden nach Heinrichs Tode nach Aachen beschieden, wo Otto die Huldigung aller deutschen Stämme entgegennehmen wollte. Er wurde mit ungewöhnlicher Pracht gekrönt. Bei dem darauf folgenden Krönungsmahle bedienten ihn die mächtigsten deutschen Fürsten als Kämmerer, Truchseß, Mundschenk und Marschall. Das war ein Zeichen, daß die Herzöge der einzelnen Länder den König als ihren Herrn anerkannten. Diese Ämter hießen von nun an die Erzämter.
2. Die innern Kämpfe. Otto suchte zuerst das Reich im Innern zu befestigen. Vielfach empörten sich die Herzöge gegen ihn, so daß Otto sie mit Gewalt zum Gehorsam zwingen mußte. Selbst gegen seine eigenen Verwandten hatte er zu kämpfen. Das größte Leid fügte ihm sein jüngerer Bruder Heinrich zu, der aber nach mehreren Kämpfen besiegt wurde. Dreimal hatte er sich gegen seinen königlichen Bruder empört und zuletzt sogar nach dessen Leben gestrebt. Endlich jedoch erwachte die Reue in seinem Herzen. Er erschien in einem Bußkleide vor seinem königlichen Bruder (im Dome zu Frankfurt am Main) und bat um Verzeihung.
Schiffels, Geschichtsbüchlein für mehrklassige Schulen. 2
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Extrahierte Personennamen: Mathilde Mathilde Heinrichs Heinrichs Otto_I. Otto_I. Heinrichs Otto Otto Otto Heinrich Heinrich Schiffels
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zu (affen. Zur Erleichterung der Lage des Bauernstandes hob er aus den Staatsgütern die Hörigkeit auf; dazu verbot er den Edelleuten, die Bauern ohne Grund von ihren Gütern zu jagen. Auch sonst schützte der König die Geringen gegen die Vornehmen; es sollte einem jeden fein Recht geschehen. Unablässig war Friedrich Wilhelm thätig für das Wohl seines Volkes; alles ordnete er selbst an und sagte: „Zur Arbeit find die Regenten erkoren." Ost machte er Reisen durch das Land, um zu sehen, wie seine Befehle erfüllt würden. Wehe dann demjenigen, der nachlässig oder träge gewesen war!
4. Ländererwerb und sein Tod. Gleich nach seinem Regierungsantritt hat der König Obergeldern erhalten für die Hilfe, die fein Vater dem Kaiser leistete. Im Frieden zu Stockholm (1720), der dem norbischen Kriege ein Ende machte, erhielt er Vorpommern bis zur Peene, die Inseln Usedom und Wollin und die Stadt Stettin. — Friedrich Wilhelm I., der große Friebenskönig, starb, nachbem er für die glückliche Entwicklung Preußens gesorgt hatte, im Jahre 1740. Durch fein eigenes Beispiel hat er fein Volk an Einfachheit, strenge Sittlichkeit, Arbeitsamkeit und Pflichterfüllung gewöhnt und pflichttreue Beamte herangebildet. Seinem Nachfolger hinterließ er einen geordneten Staat, ein tüchtiges Heer und eine gefüllte Staatskasse.
§ 8. Friedrich Ii., der Große. (1740—1786.)
1. Bis zur Thronbesteigung. Friedrich Ii. war der
Sohn Friedrich Wilhelms I. Dieser wollte aus seinem Sohne einen frommen Christen, einen tüchtigen Soldaten und einen sparsamen Wirt machen. Der Prinz wurde streng militärisch erzogen und hatte überhaupt eine sehr harte Jugenbzeit. Wie ein gemeiner Solbat mußte er schon als Knabe vor dem Schlosse Sckilbwache stehen. Er aber würde der militärischen Übungen bald überdrüssig; die Kunst liebte er mehr. Zubern war ihm die strenge Behanblung der Soldaten verhaßt; auch an der Jagb und dem Tabaks-kollegium sanb der Prinz keinen Gefallen. So machte sich in den Ansichten und Neigungen zwischen Vater und Sohn ein großer Unterschieb geltenb. Daher entstaub zwischen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich Wilhelms_I.
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Kaiser Wilhelm um so enger an Österreich an. Diesem neuen Bunde trat auch Italien bei. Als der ruhmreiche Kaiser seinen 80. Geburtstag in körperlicher und geistiger Frische feiern konnte, mußte die ganze Welt ihn als einen von Gott besonders begnadigten Fürsten ehren. Kaiser Wilhelm besaß das Vertrauen und die Liebe seines Volkes in hohem Maße. Das zeigte sich namentlich in den Jahren 1878, 1879 und 1887. Im Jahre 1878 wagten zwei verkommene Menschen einen Mordversuch gegen den verehrten Monarchen. Mit Schmerz und gerechter Entrüstung vernahm das deutsche Volk diese Greuelthaten. Gottes gnädige Hand aber hat das teure Leben erhalten. Im folgenden Jahre feierte Wilhelm I. mit seiner Gemahlin das seltene Fest der goldenen Hochzeit. Sein 90 Geburtstag, der 22. Marz 1887, war für das deutsche Volk ein Tag nie gesehener Freude.
7. Wilhelm I. als Landesvater. Viele segensreiche Einrichtungen verdankt Deutschland seinem ersten Kaiser. In allen deutschen Staaten wurden gleiche Münzen, Maße und Gewichte, sowie eine einheitliche Gerichtsordnung eingeführt. Auch das Post- und Telegraphenwesen sind gemeinsame Einrichtungen des ganzen Reiches (mit Ausnahme von Bayern und Württemberg). Man fing feit 1880 an, die Eisen-
bahnen zu verstaatlichen. Die Fahrzeiten wurden nun einheitlich geregelt, die Tarife erniedrigt und für alle Bahnen gleichmäßig festgesetzt und Kohlen, Erze, Holz und andere Gegenstände nach einem noch mehr erniedrigten Tarif befördert. Es wurde bald auch die Anlegung von kleinen
Bahnen (Sekundärbahnen) notwendig. Auch die Sorge für die Schiffahrt wurde nicht vergessen. Von ganz besonderer Bedeutung ist der Bau des Nordostfeekanals. Der deutsche .Handel hat sich bis zu den fremden Erdteilen ausgedehnt, in denen große Länderstriche unter deutschem Schutze stehen. Derselbe wird geschützt durch eine bedeutende Marine. Die Verwaltung im Königreich Preußen wurde verbessert durch die Einführung der Provinzial- und Kreisordnung. Über jede Provinz ist als höchster Beamter ein Oberpräsident gesetzt. Ihm zur Seite stehen mehrere Behörden, deren
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Wilhelm Wilhelm_I. Wilhelm_I. Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Bayern Württemberg
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ernannte Kaiser Wilhelm I. seinen geliebten Enkel an dessen Geburtstage zum Generalmajor.
4. Unsers Kaisers Familienverhältnisse. Kaiser Wilhelm Ii. vermählte sich am 27. Februar 1881 mit der liebenswürdigen Prinzessin Auguste Viktoria von Schleswig-Holstein. Dieser Ehe sind bis jetzt sechs hoffnungsvolle Prinzen und eine Prinzessin entsprossen. Der älteste, unser Kronprinz, heißt Wilhelm und ist geboren am 6. Mai 1882. Unser Kaiser führt mit seiner Gemahlin und seinen Kindern ein sehr glückliches Familienleben.
5. Die Thronbesteigung. Das Jahr 1888 hat über ganz Deutschland große Trauer verhängt, denn es hat ihm zwei Kaiser genommen. Wilhelm I., der Einiger Deutschlands, starb am 9. März, und nach einer 99 tägigen Regierung folgte ihm sein Sohn, der edle Dulder, Kaiser Friedrich Iii. Unter diesen traurigen Verhältnissen ergriff Wilhelm Ii. das Regierungszepter in dem Alter von 29 Jahren. Dennoch war er ein ernster, gereifter Mann und auf feinen hohen Berus vorbereitet. Bald hatte er die Herzen feiner Unterthanen gewonnen, als er in feinem Erlaß an das Volk erklärte, „ein gerechter und milder Fürst zu sein, die Frömmigkeit und Gottesfurcht zu pflegen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem Rechte ein treuer Wächter zu sein." Am 25. Juni eröffnete er den deutschen Reichstag. In seiner Thronrede erklärte er: „Ich bin entschlossen, Frieden zu halten mit jedermann, so viel an mir liegt." Zwei Tage später versammelte er die Abgeordneten des preußischen Landtages um sich und versicherte ihnen: „Ich halte mir das Wort des großen Friedrich gegenwärtig, daß in Preußen der König des Staates erster Diener ist."
6. Des Kaisers Thaten. Was unser Kaiser versprochen, das hat er auch gehalten. Er ist ein wahrer Vater seines Landes und Volkes. Vor allem ist derselbe bestrebt, seinem Lande den Frieden zu erhalten. Darum hat er bald nach seinem Regierungsantritt mehrere europäische Fürsten besucht, um den äußeren Frieden zu befestigen. Überall wurde ihm ein höchst ehrenvoller Empfang bereitet.
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